Baden im Allgäu

Alpenbad Pfronten


Mitteilung zur Schließung des Alpenbads

Liebe Freunde des Schwimmsports, liebe Gäste des Alpenbad Pfronten,

der Gemeinderat hat in seiner Sitzung am 29.06.2023 beschlossen, dass der Betrieb des Alpenbades  mit Ende der Freibadsaison zum 18.09.2023 eingestellt wird. (Hier finden Sie Informationen zur » Eintrittskartenrückgabe/ Erstattung von Eintrittskarten).

In Erwägung vorliegender Gutachten, Inaugenscheinnahmen, Beobachtungen aus Begehungen und der aktuellen Entwicklungen in der Gebäudesubstanz, insbesondere der Statik im Hallenbadbereich, ist festzustellen, dass der Zustand des Bades trotz permanenter Anstrengungen zur Instandhaltung zwischenzeitlich sehr schlecht ist (detaillierte Informationen finden Sie hier: "Alpenbad hat keine Zukunft mehr" (Artikel Pfronten Mosaik, Nr. 85 – 03/2023), Alpenbad - Status Quo (PDF), Bestandsgutachten Alpenbad (PDF)). Ein kurz- und mittelfristiger verkehrssicherer Betrieb der Anlage ist nur noch mittels umfangreicher, aufwendiger und kostspieliger Sanierungsmaßnahmen zu gewährleisten, welche im Rahmen der jährlichen Revisionsarbeiten und ohne spezialisierte Fachfirmen nicht zu leisten sind. Ein mehrmonatiger Sanierungszeitraum wäre anzusetzen gewesen. Die Grundprobleme bzgl. der Zukunftsfähigkeit des Bades, wie Energiekosten, Barrierefreiheit, etc. wären dabei nicht gelöst.

Die Gemeinde Pfronten ist sich dabei bewusst, dass die Entscheidung Konsequenzen für das touristische, gemeinnützige und private Angebot hat und bittet dennoch um Verständnis.

Die Verwaltung ist bereits mit dem Markt Nesselwang und dem ABC Bad in Abstimmung, wie die Lösungen für den organisierten Schwimmsport ab Herbst 2023 aussehen können. Hier möchten wir um etwas Geduld bitten. Wir werden zeitnah über mögliche Angebote informieren.

Den Blick in die Zukunft gerichtet, fließen nun unsere Bemühungen nicht mehr in den Erhalt des maroden Bads. Wir intensivieren jetzt unsere Anstrengungen, um eine zukunftsfähige Lösung für ein Schwimmbad in Pfronten weiter auszuarbeiten und umzusetzen. Zu den nächsten Schritten werden wir fortlaufend informieren.


"Alpenbad hat keine Zukunft mehr"

Ein Artikel aus dem »Pfronten Mosaik«, Nr. 85 – 03/2023 (die komplette Mosaik-Ausgabe als Download ist HIER zu finden)

Die Entscheidung fiel weder dem Bürgermeister noch dem Gemeinderat leicht: Das Alpenbad muss zum Ende der laufenden Freibadsaison am 19. September schließen. Vor der Abstimmung hatten mehrere Redner betont, dass es keine Alternative mehr zur Schließung gab. Doch Pfronten soll nicht ohne Schwimmbad sein. Und so beschloss der Gemeinderat, die Anstrengungen für den Bau eines neuen Bades zu intensivieren.

Wer in diesem Sommer im Alpenbad nach Abkühlung sucht, wird schnell feststellen, dass der Zahn der Zeit an Technik und Gemäuer nagt. So ist zum Beispiel das große Schwimmerbecken geschlossen: „Wir hatten hier einen riesigen Wasseraustritt“, erklärt Bürgermeister Alfons Haf. Dies konnte vor der Sommersaison nicht mehr behoben werden. Insgesamt befindet sich das Alpenbad in einem desolaten Zustand, erklärt Philipp Hechenberger, Verantwortlicher für die Freizeiteinrichtungen der Gemeinde. Die Verkehrssichertheit wäre nur durch umfangreiche, langwierige und dazu sehr kostspielige Sanierungsmaßnahmen zu gewährleisten.

„Diese Entscheidung war für uns kein leichter Schritt“, sagt Bürgermeister Alfons Haf. Doch die Gefahr, die durch einen nach dem September weitergeführten Betrieb ausgegangen wäre, konnte der Bürgermeister nicht mehr verantworten. Und die Schließung kommt nicht von heute auf morgen, denn die Versäumnisse der vergangenen Jahre - schon vor seiner Amtszeit - sind bekannt.

Im Juli 2022 präsentierte Architekt Alexander Beck die Ergebnisse seines Gutachtes aus dem Jahr 2003 und Thomas Beck von der Ingenieur-Gesellschaft Constrata die frisch aktualisierten Infor- mationen des umfassenden Gutachtens von 2014 bei einer Informationsveranstaltung. Laut Gutachtern müsste das kombinierte Frei- und Hallenbad für eine Sanierung in den Rohbauzustand zurückversetzt, neu aufgebaut und mit komplett neuen technischen Anlagen ausgerüstet werden. Die Technikräume unter dem Schwimmbecken haben durch eindringende Feuchtigkeit die Anmutung einer Tropfsteinhöhle, die Metallbewehrung der Betonteile ist teilweise korrodiert. Die 2014 dafür ermittelten Sanierungskosten von 11,75 Millionen Euro entsprächen heute wohl 16 bis 18 Millionen Euro. Trotz dieser hohen Summe würde sich an den grundlegenden Problemen der Einrichtung wie mangelnder Barrierefreiheit, der Aufteilung auf mehrere Ebenen, schwieriger Anfahrtmöglichkeit für Busse und fehlender Parkplätze nichts ändern. Bereits 2003 hatte der Architekt Alexander Beck ein Gutachten verfasst und schon damals großen Sanierungsbedarf festgestellt.

Über die Wichtigkeit eines Schwimmbads in Pfronten sind sich Bürger, Gemeinderat und Bürgermeister einig. Schließlich nutzen das Alpenbad nicht nur Privatpersonen, sondern auch Schulen, Vereine und die Bundeswehr. Immer mehr Kinder können heute nicht schwimmen, um so wichtiger ist es, den Familien eine Möglichkeit vor Ort anzubieten. Bereits im vergangenen Jahr startete die Gemeinde deswegen eine Umfrage unter den Bürgern, um zu klären, was die Bürger und Bürgerinnen sich für ein neues Bad wünschen. Zu dieser Umfrage gingen 141 Rückmeldungen ein. Besonders wichtig war allen Beteiligten, dass in Pfronten Kinder die Möglichkeit haben, Schwimmen zu lernen. Zudem sollten sportliche und Gesundheitsschwimmer möglichst ungestört ihre Bahnen ziehen können. Und zumindest ein paar Attraktionen wie eine Rutsche, eine Sprungturm oder einen Sprudelkanal, wie es sie im jetzigen Bad gibt, hätte man gerne wieder.

 Auf der Suche nach Fördermitteln

So will Bürgermeister Alfons Haf nun prüfen, welche Fördermittel dabei helfen könnten, den Bau eines neuen Bads zu finanzieren. Zwar gibt es immer wieder Nachrichten, dass ein Schwimmbad mit bis zu 80 Prozent vom Staat gefördert werden könnte. Doch bei genauen Hinsehen schrumpfen die Fördermittel ziemlich schnell. „Schon bei 45 Prozent Förderung sind die energetischen Auflagen so hoch, dass es schwierig wird, diese umzusetzen“, erklärt Haf. Durch viele, weitere Großprojekte muss die Gemeinde genau schauen, wie sich ein neues Bad stemmen lässt. So werden zur Zeit die Mittelschule , der Kindergarten St. Nikolaus und die Wasserleitungen saniert. „Wir müssen Prioritäten setzen“, sagt Haf. Jedoch hat sich die Zuschusssituation für ein Schulschwimmbecken deutlich verbessert. Und das ist auch ein Anliegen der Gemeinde. Drei mögliche Standorte hat die Gemeinde, an der ein neues Bad entstehen könnte.

18 Mitarbeiter, die sich elf Volllzeitstellen im Alpenbad teilen, wurden vorab von der Schließung informiert. „Wir bemühen uns, für jede und jeden um eine Lösung und wollen Entlassungen vermeiden“, versichert Haf. Und fügt hinzu: „Diesen Mitarbeitern muss ich mein größtes Kompliment aussprechen. Wie sie in der Vergangenheit trotz der widrigen Umstände das Alpenbad am Laufen gehalten haben, war hervorragend.“

Text: Anke Sturm

Seine Tage sind gezählt: Das Alpenbad wird im September 2023 schließen (Fotos: Benedikt Siegert)

Unter dem Becken verwandelt eindringende Feuchtigkeit die Technikräume in Tropfsteinhöhlen. Foto: Markus Röck